Freitag, 29. März 2013

Das weiche Wasser bricht den Stein

Dürfen sich Pazifisten selber feiern?

Einladung zum 30jährigen Jubiläum: 1983-2013

Jeder Schützenverein feiert sein 25., 30., 40., 50., 60., 75., 80., 100., 125. Jubiläum.
Auch die ganz, ganz anderen, die 68er, haben ihr 20. Jubiläum groß gefeiert (1988), ihr 25. Jubiläum (1993), ihr 30. Jubiläum (1998), ihr 40. Jubiläum (2008).

Jetzt sind wir mal dran: die 83er!

Vor genau 30 Jahren, im April 1983, fanden die größten Ostermärsche in der deutschen Geschichte statt: mit über 400.000 Teilnehmern in Dutzenden von Orten Westdeutschlands.
Am 22. Oktober 1983 waren über 1 Million westdeutsche Friedensfreunde und Pazifisten auf der Straße: in Hamburg, Bonn, West-Berlin und in einer 108 km langen Menschenkette zwischen Stuttgart und Neu-Ulm (Foto auf taz.de 2010).

Damals war es unser Ziel zu verhindern, dass neue Mittelstreckenraketen in Deutschland und Europa stationiert wurden. Richtig, sie wurden im Winter 1983/84 dennoch stationiert. Aber: Schon vier Jahre später verschwanden sie wieder.Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das nichts mit unseren Demonstrationen und Unterschriftensammlungen zu tun gehabt haben soll.

Damals fürchteten wir, diese Raketen würden die Gefahr eines „auf Europa begrenzten Atomkriegs“ oder eines „Atomkriegs aus Versehen“ vergrößern. Wie verdammt Recht wir mit dieser Furcht hatten, wurde erst viele Jahre später aufgedeckt: Im Sommer 1983 verhinderte der sowjetische Offizier Stanislaw J. Petrow einen Atomkrieg aus Versehen, indem er einen mutmaßlichen Fehlalarm eigenmächtig zurückhielt. Im November 1983 versetzte das NATO-Kommandomanöver »Able Archer 83« die sowjetische Luftwaffe in der DDR in höchste Alarmbereitschaft, weil der KGB einige NATO-Maßnahmen als Vorbereitung eines echten atomaren Erstschlags gedeutet hatte.

Was gibt’s da zu feiern?

Wir freuen uns über den Frieden, den wir heute vorfinden,  weil die Menschen früherer Generationen sich zu ihrer Zeit von der Gewalt abgestoßen fühlten und daran gearbeitet haben, sie zu beenden. Ebenso sollten wir selbst daran arbeiten, die abstoßende Gewalt zu vermindern, die auch in unserer Zeit noch geblieben ist… Statt zu fragen: »Warum gibt es Krieg?«, können wir auch fragen: »Warum gibt es Frieden?« Wir brauchen uns nicht nur in die Frage hinein zu steigern, was wir falsch gemacht haben, sondern wir können uns auch fragen, was wir richtig gemacht haben.
(Steven Pinker: Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit. Frankfurt 2011, Seite 19)

Geahnt haben wir das schon 1983. Damals sangen wir mit den Bots:
Komm, feiern wir ein Friedensfest, / Und zeigen, wie‘s sich leben lässt! / Mensch, Menschen können Menschen sein. / Das weiche Wasser bricht den Stein.
(Bots: Das weiche Wasser, 1981)

Wann und wo wird gefeiert?

Zunächst mal leider nur im Internet:
auf http://friedenstauben1983.blogspot.de und auf Facebook: Friedenstauben 1983
Geplant ist aber auch ein ganz reales Friedensfest mit Sekt, Suppe, Singen, Tanzen, Wiedersehen am Samstag, 19. Oktober 2013, in Bonn, Nähe Hofgarten (oder auch, wenn wir es schaffen, in einem Festzelt im Hofgarten).
Eingeladen sind
  • alle überlebenden Organisatoren, Rednerinnen, Sänger und Musikerinnen der Ostermärsche, Friedenskundgebungen und »Künstler-für-den-Frieden«-Konzerte 1981-83,
  • alle, die bei Friedensaktionen 1981-83 ihre Lebensgefährtin, ihren Lebensgefährten gefunden haben,
  • alle, die eine Original-Friedenstaube aus der Zeit oder eine lebendige weiße Taube mitbringen,
  • alle, die ein Friedenslied aus der Zeit singen oder spielen können,
  • alle, die ein Foto mitbringen, das sie bei einer Friedensaktion dieser Zeit zeigt.

Jens Jürgen Korff M. A., Historiker
(damals in Aachen aktiv)







Der Autor (3. v. l.) mit Freundin beim Ostermarsch 1982 zwischen Wegberg und Mönchengladbach. Das Foto erschien 1982 in der Zeitschrift »Arbeiterfotografie«.




Kontakt: jens.korff<at>bund.net, Tel. 0521/ 3043 6988

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Jens J. Korff